In der Morgensonne glitzern Tautropfen auf den Gräsern. Die Luft ist frisch und rein. Eine heilsame Ruhe liegt über den kleinen Hügeln in Thayngen. Vögel zwitschern in den nahen Büschen und vor dem Gesicht der Rebleute steigen kleine Atemwölkchen auf. Ein neuer Arbeitstag in den Rebhängen von WeinSTAMM beginnt.

Es ist März und die Reben müssen zurückgeschnitten werden. Weshalb? Im Gegensatz zu einem Baum hat die Rebe ein undefiniertes Wachstum. Sie liebt es zu klettern. Deshalb muss man ihr einen Rahmen vorgeben. Nur so betreibt sie keinen Wildwuchs – und das kommt auch ihr zugute. Denn so kann sie im Drahtrahmen von einer optimalen Besonnung profitieren. Auch möchte man ihr jetzt die Linie, auf der später die Trauben wachsen, vorgeben. Dann geht im Spätsommer das Auslauben einfacher von der Hand, was die Pflanzen und Beeren unter anderem vor Pilzbefall schützt.

Wenn die Blätter zu dicht wachsen, erhält die Frucht zudem zu wenig Sonne oder sie wird faul, weil das Regenwasser nicht mehr abfliessen kann. Hinzu kommt, dass die hohe Luftfeuchtigkeit, die in unseren Breitengraden noch eine neuartige Erscheinung ist, das Wachstum des Falschen Mehltaus begünstigt. Um diesem Pilz keine Fläche zu geben, wird ein möglichst luftdurchlässiges Wachstum gefördert.

Anbinden & Rebanlage pflegen
Das schöne Wetter erfreut zwar die Gemüter der Rebleute, aber um die Reben anzubinden, wird eigentlich nasses, warmes Wetter bevorzugt. Dann biegen sich die delikaten Fruchtruten besser und brechen nicht. Fingerspitzengefühl und behutsames Vorgehen sind nun gefragt. Ein besonderes Augenmerk gilt auch hier der Nähe der Pflanzen zueinander. Der Abstand soll ein belüftetes Wachstum fördern, damit sich keine Pilzkeime bilden.

Sind die Reben zurückgeschnitten und die Stauden im Laufrahmen befestigt, bleibt Zeit für Reparaturen: Drähte müssen neu gespannt werden und morsche oder schiefe Pfähle werden ersetzt oder neu verankert. Alles, was sich letzten Sommer und Herbst angestaut hat, kann nun erledigt werden. Dann endlich sind Rebe und Arbeiter bereit für das grosse Frühlingserwachen.